Definition
Tieflochbohren bezeichnet im Wortsinne jede Bohrbearbeitung, die ein bestimmtes Verhältnis von Bohrtiefe zu Bohr-ø überschreitet. Dieses Verhältnis liegt in der Metallbearbeitung bei ca. 10 x ø. Im spezialisierten Bereich mit den typischen Tiefbohrverfahren spricht man auch dann vom Tieflochbohren, wenn diese Bohrverhältnisse NICHT erreicht werden, und das Verfahren nur aufgrund von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen oder zum Erreichen hoher Maßgüten Verwendung findet.
Es werden zwei grundlegend unterschiedliche Bearbeitungen betrachtet:
- das konventionelle Bohren mit überlangen Spiralbohrern: Diese Bearbeitung wird zwar auch Tieflochbohren genannt, ist aber im Grunde nur eine behelfsmäßige Erweiterung der „normalen“ Rahmenbedingungen des Bohrens mit herkömmlichen Werkzeugen.
- das Bohren mit speziellen Tiefbohrverfahren: Man unterscheidet zwischen mehreren speziellen Tiefbohrverfahren. Dazu gehören das BTA-System (Boring and Trepanning Association) für größere Bohrabmessungen sowie das ELB (Einlippenbohr)-System für kleinere Durchmesser. Sie zeichnen sich jedoch alle gemeinsam dadurch aus, dass Spezialwerkzeuge in Spezialverfahren eingesetzt werden.
Bohrtiefen
Als in der Anwendung weitestgehend unproblematisches Bohrverhältnis wird ein Wert um ca. 40 x ø betrachtet. Ohne zusätzliche Werkzeugunterstützung kann man max. ca. 50 x ø erreichen. Darüberhinausgehende Bohrverhältnisse verlangen entweder den Einsatz von Stützvorrichtungen (Lünetten) oder Vollhartmetallwerkzeuge (im kleinen ø-Bereich) Mit Hilfe dieser Stützvorrichtungen sind bei nicht allzufesten Werkstoffen (bis ca. 1100N/mm2) Bohrtiefen von bis zu 80 oder 100 x ø keine Seltenheit.